
- Schweinerei beim Tierwohl – Steaks und Koteletts im Test
Erst der Corona-Skandal beim Fleischproduzenten Tönnies und nun hat die Stiftung Warentest Schweinesteaks und -koteletts aus unseren Supermärkten getestet. Auf Qualität, aber auch auf Mitarbeiterverantwortung und Tierwohl. Die beiden letzten Punkte sind den meisten Unternehmen danach ziemlich Wurst. Die wichtigsten Testergebnisse haben wir hier zusammengefasst.
Tierwohl
Acht der zwölf Anbieter geben sich mit Fleisch von Tieren zufrieden, die ein würdeloses Leben führen müssen und deren Haltung gerade mal die mageren gesetzlichen Standards erfüllt. Das sind Aldi Nord und Süd, Kaufland, Lidl, Norma, Penny, Real und Rewe bei seiner Marke Wilhelm Brandenburg. Die auf den Packungen angegebenen niedrigen Haltungsstufen besagen: Ein Schwein bis 110 Kilo hat gerade mal einen dreiviertel Quadratmeter Platz im Stall ohne Zugang zu Frischluft. Die Schweine werden kaum älter als 6 Monate. Und noch immer sind das Kupieren der Schwänze und betäubungsloses Kastrieren männlicher Ferkel nicht gänzlich verboten. Die großen Supermärkte haben beim Test in puncto Tierwohl fast ausnahmslos mit gerade mal „Ausreichend“ abgeschnitten, Edeka und seine Tochter Netto sogar nur mit „Mangelhaft“.
Die Schweine, von denen das Bio-Fleisch im Test stammt, haben dagegen eine Stallfläche von bis zu 1,5 Quadratmeter mit Einstreu wie Stroh, dazu viel Auslauf auch an der frischen Luft.
Arbeitsbedingungen
Fleischgroßproduzent Tönnies sagt gegenüber Stiftung Warentest:„Auf dem heimischen Arbeitsmarkt finden wir keine Arbeitskräfte, die unsere arbeitsintensiven Aufgaben bewerkstelligen wollen.“ Das sagt schon viel über die Bedingungen und die Härte des Jobs aus. Die Arbeiter kommen meist aus Bulgarien, Rumänien und Polen. Laut Stiftung Warentest gab es keine Anzeichen, dass sie unter Mindestlohn bezahlt werden. Aber die Menschen arbeiten unter hohem Druck und Stress, vermutlich mit vielen Überstunden. Die körperlich harte und einseitige Arbeit bereitet auf Dauer Schmerzen. Und viele leiden nachts unter den Bildern der toten Tiere. Die Mitarbeiter der Stiftung Warentest waren vor Ort und sagten, für sie sei die gespenstische Atmosphäre und der Geruch in den Schlachthäusern kaum zu ertragen gewesen.
Fleischqualität
Im Test waren 15 Steaks und Koteletts. Acht davon bekamen beim Punkt Qualität ein "Gut". Darunter sind preiswerte Nackensteaks aus dem Discounter, aber auch teueres Bio-Fleisch. Laut der Tester beeinflusst die Haltungsart die Fleischqualität und den Geschmack kaum.
Die Steaks von Rewe Wilhelm Brandenburg waren allerdings auffällig mit Verderbniskeimen belastet. Testsieger sind zwei Bio-Nackensteaks: von der Pichler Bio-Metzgerei und von Dennree Königshofer. Gute Qualität liefern aber auch Kaufland (2. Platz im Test) sowie Edeka Gut&Günstig, Lidl Landjunker oder auch Aldi Nord.
Fakten
- 34 Kilogramm Schweinefleisch haben wir Deutschen 2019 im Schnitt gegessen.
- 55 Millionen Schweine sind 2019 geschlachtet worden. Das sind pro Tag rund 150.000.
- Ein Mastschwein wird nur rund 6 Monate alt, könnte aber bis zu 10 Jahren leben.
- Fast die Hälfte des in Deutschland erzeugten Schweinefleischs wird in andere Länder exportiert, vor allem nach Italien und China.
- Nur 1 Prozent der deutschen Mastschweine leben in Bio-Haltung.