Nalepastraße Bild: rbb 88.8
Bild: rbb 88.8

- Das ehemalige DDR-Rundfunkhaus in der Nalepastraße

Früher war es das Zentrum des DDR–Rundfunks, verstummte nach der Wende und versank in einen Dornröschenschlaf. Doch jetzt brummt das alte Funkhaus wieder.

Rund um das alte Funkhaus in der Nalepastraße werden die Bebauungspläne jetzt konkreter. Bis Ende der Woche liegen sie noch aus. Eine „Music Factory“ soll entstehen mit Büros, Hotels und Ateliers. RBB 88.8 Reporter Hendrik Schröder ist hingefahren und hat sich die Pläne angeschaut.

Ich finde das beeindruckend hier. Auf der einen Seite atmet das so viel Geschichte. Ich stehe jetzt an der Rückseite vom alten Funkhaus, diesem roten Ziegelbau, der so viel erlebt hat. Hier wo zu DDR Zeiten gesendet wurde, alleine dieser irre Sendesaal mit der tollen Akustik wo ja seit einer Weile auch wieder Konzerte stattfinden. Wo viele Musiker und auch eine Music Academy ihren Platz gefunden haben. Und dann aber drumrum ist so vieles marode, steht leer, vergammelt, eingeschlagene Scheiben. Und bei dem Bebauungsplan jetzt geht es um das ganze Areal.

Also die Investoren haben auch die Grundstücke links und rechts gekauft, auch das Reederei Riedel und wollen hier jetzt ein Kongresszentrum und Musikzentrum bauen. Mittelpunkt soll das Funkhaus bleiben, das wird nicht angefasst bzw weiter saniert, aber rundum wird abgerissen und neu gebaut. Für, so heißt es, insgesamt 75. Mio Euro. Acht Bürobauten sollen ringsum entstehen, das Funkhaus wird dann hinter diesen Neubauten verschwinden, was schade ist, aber es sollen so Sichtachsen eingebaut werden, so sehen es die Pläne vor. Und dann soll es einen großen Platz geben in der Mitte, frei zugänglich bis zum Wasser und rundum eben Konferenzzentrum, Hotel, Restaurants, Büros. Und ein Clou ist: Wenn hier dann zuküngtig Konzerte stattfinden, soll es ein Wassertaxi für die Besucher aus Mitte geben direkt hier her. Wann los gebaut werden soll, ist allerdings noch nicht ganz klar.

Stand: 07/2020

Seit dem 01. Mai 2015 hat das Haus einen neuen Eigentümer. Er heißt Uwe Fabich. Ihm gehören auch der Postbahnhof, die Kreuzberger Erdmann-Höfe sowie der Wasserturm am Ostkreuz. Knapp zwölf Millionen Euro sind nach rbb-Informationen dafür geflossen. Der Preis lag damit mehr als dreimal so hoch wie der des vorherigen Deals: Der israelische Investor Albert Ben-David hatte für das Areal 2006 letztendlich 3,5 Millionen Euro gezahlt.

Es gibt noch viel zu tun

Manche Gebäudeteile modern vor sich hin. Es regnet rein, Putz blättert von den Wänden, aus dem Dach der maroden Schetthallen wachsen Bäume. Das "Aroma" der DDR-Zeit, ein bestimmter Geruch wie nach Reinigungsmitteln, ist auch nach fast 25 Jahren noch wahrzunehmen. Der Vorbesitzer, der israelische Investor Albert Ben-David, hat allem Anschein nach trotz ambitionierter Pläne zu wenig investiert. Insgesamt ist der Sanierungsbedarf  aber "nicht dramatisch", die Bausubstanz sei generell gut, sagt Bauamtsleiterin Ulrike Zeidler. Genutzt werden darf das Areal laut Vorschrift als gewerbliches "Sondergebiet für Kultur und Kreativwirtschaft", Wohnungsbau ist nicht erlaubt.

So soll die Zukunft aussehen

Der neue Eigentümer will ein großes Musikzentrum aufbauen. Große Produktionen, neue Events, viele Konzerte: Klassik im großen Sendesaal, vielleicht auch ganz andere Musikrichtungen, etwa deutscher Indie-Rock in den ehrwürdigen Klanghallen – alles ist denkbar.

Die Ateliers im Haupthaus werden aber nicht so bleiben, wie sie sind. Die ellenlangen und sehr breiten Flure sind für den Eigentümer eine Art toter Raum, den er jetzt nutzen will.
Statt vieler kleiner Ateliers könnten jetzt größere entstehen. Ateliergemeinschaften könnten gebildet werden. Mit 60 oder 70 Künstler-Mietern habe er schon darüber gesprochen. Der Umbau hat bereits begonnen.

Anschrift
Nalepastr. 18
12459 Berlin

Stand: 07.01.2016

Standort des alten Rundfunkhauses