- Freddie Mercury - Living on my Own

Wie Freddie Mercury bei "Miss Piggy" die Sau rauslässt

Legende mit Humor
"Ich werde kein Rockstar, sondern eine Legende", sprach Freddie Mercury zu seinen Jungs von Queen und zwängte sich in hautenge rote Plastikjeans. Es wird ein Balanceakt für den 3 ½ Oktaven-Sänger. Er stolziert halbnackt über die Bühne, wackelt mit dem Po Po, dreht nicht nur stimmlich Pirouetten und macht unanständige Übungen mit dem Mikrofonständer.

Bevor das in eine gewisse Lächerlichkeit abdriftet, steht er plötzlich mit gespreizten Beinen da, wirft den Kopf in den Nacken, bleckt die weißen Zähne und streckt die Faust gen Himmel: "We Are the Champions!" Manchmal muss er aber selber lachen, wenn er vor einem Auftritt einen letzten Blick in den Spiegel wirft: "O Gott, wie sehe ich denn heute wieder aus..."

Katzenliebhaber in Latex-Hosen
Primaballerina und Ledermacho, Freddie kann beides. Und es gibt noch eine dritte Facette, die nur sein engstes Umfeld kennenlernt. Er gibt den großen Blender, den "Great Pretender", aber privat ist er immer noch der sensible Farrokh Bulsara aus Sansibar, der Tiere über alles liebt, besonders Katzen.

Er hat sein Ziel erreicht. Aber der Job als Legende ist anstrengend, erst recht in schweißtreibenden Latex-Hosen. Auf Schritt und Tritt wird Mercury von den Medien verfolgt, alle wollen wissen, wie schwul Freddie wirklich ist.

Da ist es ein Glück, dass Queen seit Ende der Siebziger Jahre ihre Alben im Musicland Studio von Giorgio Moroder aufnehmen. In München kann Freddie tun, was er will. Und er will oft...

Ein Ort zum Abtauchen
Eines Abends entdeckt er den Travestie-Klub "Frisco", wo "Miss Piggy" die Drinks mixt und gegen Morgen mit Schweinenase "Schwanensee" tanzt. "Miss Piggy" ist Peter Ambacher, der sich offiziell so nennen darf, weil er den Erfinder Jim Henson um Erlaubnis fragte.

Unauffällig setzt sich Freddie an die Bar. Zuerst hat ihn niemand erkannt, weil die Travestie-Künstler viel glamouröser aussehen. Aber langsam beginnt man zu tuscheln. Freddie schmeißt eine Lokalrunde, das Eis ist gebrochen.

Der Superstar ist einer von ihnen, und die Presse bleibt außen vor. Der Rest der Queen-Jungs ist längst wieder in England, als der Paradiesvogel ein Solo-Album bei Moroder aufnimmt.

Kaviar aus Kilo-Dosen
Seinen 39. Geburtstag am 5. September 1985 nimmt er zum Anlass, ein Video für "Living on My Own" im Travestie-Klub "Mrs. Henderson" zu drehen. Alle Gäste, unter ihnen die Band Frankie Goes To Hollywood,  müssen verkleidet kommen, möglichst in schwarz/weiß.

"Miss Piggy" gibt Prinzessin Anne von England. Der "Dom Perignon" fließt in Strömen, der Kaviar wird aus Kilo-Dosen verteilt. "Die Mutter aller Parties" ist so wild und schmutzig, dass Freddies Video von der BBC boykottiert wird. Miss Piggy sagt später in einem Interview: "Das war Freddie, er hat gern gefeiert, und dann richtig, aber im Grunde war das ein ganz filigraner, schüchterner Mensch."

Fast alle Partygäste aus dem Video sind heute nicht mehr unter uns, Freddie Mercury starb 1991, wie alle anderen an AIDS. Nur "Miss Piggy" tanzt immer noch den "Schwanensee", den Freddie Mercury immer "Schweinensee" nannte.

Beitrag von Bettina Exner / Jürgen Jürgens