Ein Baum wird gefällt (Quelle: Tobias Hase/dpa)
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Stellungnahme Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz - Baumfällungen am Schlachtensee

Etwa 100 Bäume, darunter viele Eichen, wurden aus Gründen der Sicherheit am Schlachtensee gefällt. Verbände beschweren sich.

Lesen Sie hier die Stellungnahme der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz:

"Wir nehmen die Nabu-Kritik, die uns auch vorab erreicht hat, sehr ernst und begrüßen die Wächterfunktion der Naturschutzverbände, mit denen wir nicht nur in dieser Angelegenheit im Austausch sind. Schon im vorigen Jahr hatten die Berliner Forsten angekündigt, dass Verkehrssicherungsfragen in Folge des Klimawandels und seiner Folgen für die Baumgesundheit künftig eine größere Rolle spielen. Darüber werden weiter Gespräche geführt, es soll zudem zeitnah wieder ein „Runder Tisch Wald“ als Austausch- und Informationsmöglichkeit zwischen den Naturschutzverbänden und den Berliner Forsten eingerichtet werden, den es bereits früher gab.

Der Staatssekreträr für Umwelt und Klimaschutz aus unserem Haus, Stefan Tidow, hat dem Nabu in dieser Sache auch inzwischen geschrieben.

Zur Ortslage selbst: Gefällt wurden durch die Berliner Forsten rund 70 Bäume, darunter knapp 30 Eichen, aber auch Kiefern sowie einige Robinien, Ahorne, Birken. Grund ist die Verkehrssicherung (also die Verhütung von Unfällen durch Astbruch und umstürzende Bäume), zu der die Berliner Forsten in den Randlagen (nicht im Inneren) und an wichtigen Wegen der Wälder verpflichtet sind. Probleme der Verkehrssicherungspflicht nehmen zu und sind insbesondere in stark frequentierten Örtlichkeiten wie am Schlachtensee unbedingt ernst zu nehmen. Am Schlachtensee gab es teils schon Schiefstände über dem Weg wegen Querrissen in den Baumstämmen.

Weniger eingriffsintensive Maßnahmen wie Beschneiden oder Kronelichten, wie vom Nabu vorgeschlagen, waren hier nach Einschätzung des für die Verkehrssicherung verantwortlichen Revierförsters und der Forstamtsleitung nicht möglich, weil der Einsatz von Hubsteigern an diesen Stellen nicht standsicher erfolgen und ein Baumkletterereinsatz wegen Selbstgefährdung (Spannung in den Bäumen) nicht zu verantworten war.

Das ist aber auch am Schlachtensee nicht immer so, auch dort gab und gibt es Maßnahmen wie Kronenentlastung oder Beschneiden. Dies ist jeweils zu prüfen und nach Lage zu entscheiden. Personalknappheit, wie der Nabu vermutet, war ausdrücklich kein Grund für die Maßnahmen. Die Bäume wurden kurz über dem Boden gefällt, um die Umsturzgefahr zu beseitigen. Um das Holz im Naturhaushalt zu erhalten, werden die Stammstücke in benachbarte Bereiche gezogen. In der Summe wird damit am Ort vorhandenes Totholz angereichert.

Die Problematik insbesondere der alten Eichen am Schlachtensee ist dabei eine direkte Folge von drei Dürresommern hintereinander. Alte Eichen reagieren sehr stark auf Änderung der Bodenwasserbedingungen. Die Beeinträchtigungen reichen von erhöhter Anfälligkeit gegenüber Pilzbefall (insbes. Wurzelfäule) über spontane Astabwürfe (zur Reduktion der Verdunstungsmasse) bis hin zum teils sehr schnellen Absterben ganzer Bäume. Die akuten Absterbeerscheinungen wurden Anfang des Jahres entdeckt, pandemiebedingt verzögerte sich die unverzichtbare Verkehrssicherung von März auf Juni. Bei den Arbeiten zeigten sich weitere absterbende Bäume, die zu fällen waren.

Die Zahl weiterer solcher Fälle in den Berliner Wäldern ist nicht abzuschätzen, eine deutliche Zunahme aber absehbar – auch auf anderen Waldflächen in Berlin. Gegenstrategien sind alle klimaschützenden und -stabilisierenden Maßnahmen, im Wald selbst insbesondere das seit mehr als zehn Jahren laufende Mischwaldprogramm, also der aktive Waldumbau in Richtung vielfältiger, resilienter, vitaler Mischwälder in Berlin, betrieben von den Berliner Forsten. Jährlich werden so bis zu 300 ha Waldfläche bearbeitet und zwischen 350.000 und 450.000 neue Bäume gepflanzt, der Bestand also verjüngt. Auch die Waldpflege dient insbesondere dem Erhalt und der Förderung von Mischbaumarten. Um hier erfolgreich zu sein, wurden den Berliner Forsten bis Ende 2021 zusätzlich 3 Millionen Euro für Waldumbau, Waldbrandvorsorge und die erforderliche Pflege und Sicherung zur Verfügung gestellt. Zudem hat die SenUVK 20 zusätzliche Stellen mit qualifizierten Fachkräften für die Berliner Forsten geschaffen."

Donnerstag, 5. August 2021
Jan Thomsen
, Pressesprecher Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz