Energiepreisdeckel und Energiepreisbremse - Wie gehen andere europäische Länder mit den explodierenden Energiekosten um?

Ganz Europa macht sich Gedanken um den nächsten Winter: Was kann man tun, um z.B. nicht zu frieren oder sein Handwerk fortzuführen? Energiepreise in ganz Europa schießen durch die Decke und Länder bemühen sich, Bürger zu entlasten. Wie siehts bei unseren Nachbarn aus?

Frankreich

In Frankreich sind die Preise für Strom und Gas schon seit Herbst 2021 gedeckelt.Die Regierung in Paris will die Kosten für Verbraucher auch 2023 deckeln. Angesichts der kräftig steigenden Kosten für Strom und Gas will Frankreich die Energiepreise für Verbraucher auch im kommenden Jahr deckeln. Die Preise würden bis Ende 2022 höchstens um vier Prozent erhöht, versicherte Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. Im kommenden Jahr würden außerdem kleine Anpassungen nachgeholt.

Audio

Im Wind wehende Flagge Frankreichs vor blauem Himmel (Quelle: imago/blickwinkel)
imago/blickwinkel

Energiepreishilfen in Frankreich

Ingo Hoppe im Gespräch mit Julia Borutta im ARD-Studio Paris.

Österreich

Die ÖVP-Grünen-Regierung in Österreich hat sich letzte Woche auf eine Strompreisbremse geeinigt. Der Großteil des Verbrauchs eines jeden Haushalts soll zu einem deutlich billigeren Preis abgerechnet werden. Kritiker sagen: die Strompreisbremse hilft nicht gezielt den ärmeren Menschen und sie biete keine Anreize zum Stromsparen. Die Strompreisbremse gilt ab Dezember 2022.

Audio

Flagge Österreich (Quelle: imago/Eibner Europa)
imago/Eibner Europa

Stromdeckel in Oesterreich

Ingo Hoppe im Gespräch mit Oliver Soos vom ARD-Studio in Wien.

Spanien & Portugal

Die spanische und die portugiesische Regierung hat im Mai Maßnahmen gegen die hohen Energiepreise ergriffen und deckelt seitdem die Kosten für Gas, mit dem Strom erzeugt wird. Fast 40 Prozent niedriger sollen dadurch Stromrechnungen für Verbraucher und Unternehmen ausfallen, die einen regulierten Stromtarif haben. Der ist an die Strompreisbörsen gebunden, und Kunden mit einem solchen Tarif spüren jeden Preissprung sofort.

Die Preisobergrenze für Gas für die Stromerzeugung soll zunächst bei 40 Euro pro Megawattstunde angesetzt werden und innerhalb der kommenden zwölf Monate im Schnitt bei knapp 50 Euro liegen. Die Preisobergrenze kommt gleichzeitig in Spanien und Portugal zum Einsatz. Beide Länder hatten bei der Europäischen Union eine Sonderregelung für sich erwirkt, die es ihnen erlaubt, für zwölf Monate in den Strommarkt einzugreifen.

AUDIO

Flagge Spanien und Portugal (Quelle: imago/agefotostock)
imago/agefotostock

Energiepreisdeckel in Spanien und Portugal

Ingo Hoppe im Gespräch mit Nicholas Buschschlüter vom ARD-Studio Madrid.

Großbritannien

Die Briten müssen mit einem weiteren Preissprung für Strom und Gas rechnen. Nachdem Energiekosten im April bereits um mehr als die Hälfte gestiegen waren, droht nun im Herbst ein weiterer Preissprung von bis zu 80 Prozent. Die Preise sind bereits gedeckelt, allerdings wird die Preisobergrenze ab Oktober bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr angehoben. Die britische Regierung sieht dies als notwendigen Schritt, da Marktpreise weiter steigen. Entlastungen für bedürftige Haushalte wurden zwar angekündigt, entschieden ist allerdings noch nichts.

Italien

In Italien sind die Energiepreise wie in kaum einem anderen Land explodiert. Im Vorjahresvergleich stiegen die Kosten teilweise um mehr als das Dreifache und die Inflationsrate lag im Juli bei rund 7,9 Prozent. Industrie und Gastronomie sind besorgt, Medien berichten, dass sich der Pizzapreis verdoppelt habe. Energiesparvorgaben gibt es nur wenige.

Dabei ist das südeuropäische Land fast ebenso abhängig von Gas wie Deutschland. Zwar bezieht Italien weniger Gas aus Russland. Doch beinahe die Hälfte des Stroms wird durch Gas produziert. Sollte Russland seine Lieferungen stoppen, könnte Italien bereits im Dezember auch mit gefüllten Gasspeichern an seine Grenzen kommen.