- Trinkgeld-Knigge

5-10% sagt man in Deutschland. Ein Freund von mir ist Deutscher, verhält sich aber wie ein Schotte: "Das macht € 21,90, bitte." "22, stimmt so, danke." Ein echter Centfuchser. Ich mag ihn aber trotzdem. Ich selbst gebe gutes Trinkgeld. Ich weiß, dass es bei den Richtigen ankommt und bleibe gerne in guter Erinnerung. Vielleicht, weil ich früher selbst gekellnert habe. Großzügigkeit sieht gut aus, Kleinzügigkeit kleidet wie ein Anzug von Donald Trump. Aufgeschrieben von Freiher Knigge.

1. Gutes Trinkgeld steigert das Wohlbefinden

Gutes Trinkgeld ist mein kleiner Beitrag zum Wohlbefinden der Menschen, die freundlich, aufmerksam, souverän und versiert ihren Beitrag zu meinem Wohlbefinden geleistet haben. Ich gebe mein Bestes, dass Geben und Nehmen nicht aus der Balance geraten. Kommt der Schweinebraten nicht im Schweinsgalopp, erinnere ich mich, dass jeder tut, was er kann. Bleibt mein Glas trocken, genieße ich das seltene Glück, einmal kurz von der Welt vergessen worden zu sein.

2. Kein mäkliges Wesen haben

Ich kann unterscheiden, ob mir etwas nicht schmeckt oder ob es misslungen ist. Und ich mag stolzen Service, der den Wunsch nach Durchbraten von Rinder- oder Thunfischsteaks auch mal eine Absage erteilen. Service ist nicht jedermanns Sache. Jeder war im Leben schon zur falschen Zeit am falschen Platz. Also dürfen selbst Muffel oder Nervenbündel mit zwei linken Daumen auf anständiges Trinkgeld von mir hoffen. Der jungen Dame, die mir letztes Jahr meinen Grauburgunder über die Hose gegossen hat, habe ich noch einen Euro draufgelegt, damit sie endlich aufhört, ihr Missgeschick zu beklagen.

3. Kein Trinkgeld geben

Auch, wenn sich in Deutschland ein Trinkgeld zwischen 5-10% als sozialer Code eingebürgert hat, ist Trinkgeld geben keine Verpflichtung, sondern bleibt eine freiwillige Leistung. Das ist das Schöne, weil einem die Freiheit gibt sich von seiner großzügigen Seite zu zeigen und anderen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Denen, die uns eine gute Zeit gemacht haben.Freiheit heisst aber auch, denen, die sich grenzüberschreitend verhalten, ihre Grenzen aufzuzeigen. Einmal aber habe selbst ich kein Trinkgeld gegeben, sondern das Lokal verlassen. Das war in einem Brauhaus in Köln. Ich hatte „Himmel & Ähd“. Mit kaltem Kartoffelpüree. Als ich den Kellner, in Köln und Düsseldorf Köbes genannt, darauf hinwies, steckte der seinen warmen Finger in das Püree und machte mir den Unterschied zwischen Himmel und Erde begreiflich: "Stell Disch nicht so an Jung und hau rein!" Habe ich lieber nicht gemacht, sondern bin gegangen.

4. Trinkgeld im Ausland

Andere Länder, anderes Trinkgeld. Im Mittel ist man mit 10% gut beraten. Und doch gibt es Länder, in denen man etwas tiefer und etwas weniger tief in die Tasche greifen muss. Erwartet man in Großbritannien, Irland, Australien, Neuseeland und Österreich, Frankreich, Hongkong und Mittelamerika eher 10-15% Trinkgeld, sind es in den USA in Restaurants sogar 15-20%, weil im Land der unbegrenzten Möglichkeiten die Festgehälter der Servicekräfte eher begrenzt sind und die meisten für ihren Unterhalt auf den "Tipp" ihrer Gäste angewiesen sind. In Südeuropa wie in Italien, Spanien oder Portugal reichen 5% in der Regel aus, ebenso in Skandinavien, während in Tokio oder Osaka bereits 3% genügen oder bereits als unhöflich gelten. Wer in Indien, Afrika, Griechenland, der Türkei oder Südamerika unterwegs ist, muss sich nicht umstellen, weil er mit seinen deutschen 10% alles richtig macht. Auch wenn Chinesen und Japaner nicht immer einer Meinung sind, beim Trinkgeld schon. Gilt doch auch in China die Regel: Weniger ist mehr. Das Reich der Mitte: Paradies für Centfuchser!

5. Trinkgeld in Taxis und Hotels

Nicht nur in Restaurants, Bars und Kneipen ist Trinkgeld erwünscht, auch in Taxen und Hotels, wird Trinkgeld gerne gesehen. Für die Taxifahrt gibt es in Sachen Trinkgeld drei Lager: Die, die nichts wollen, die Aufrunder und die 10%.. In Deutschland bleibt es bei den auch im Restaurant üblichen 10%, ebenso in Frankreich, Großbritannien, Frankreich, Schweiz und Griechenland, in den USA darf es mit 15% ein bißchen mehr sein, während indische, japanische und chinesische Taxifahrer keinen zusätzlichen Tipp erwarten. Im Hotel angekommen freuen sich die Pagen weltweit über €1-2 als Anerkennung für Ihre Dienste während es bei der Anerkennung für den Concierge deutliche Unterschiede zwischen Stockholm, Athen und Rio gibt. Gibt sich der Concierge in Skandinavien mit nichts bis wenig zufrieden, werden in Griechenland bis zu € 10 fällig, während sich in Südamerika bis zu stolze € 20 eingebürgert haben. In den meisten anderen genannten ist man man mit € 2-3 dabei.

Aufgeschrieben von Freiherr Knigge.