Buchcover: Hape Kerkeling "Der Junge muss an die frische Luft"; Piper-Verlag

Hape Kerkeling - Der Junge muss an die frische Luft

Bewertung:

Rund 300 Seiten Autobiografie: Er erzählt sein Kinderleben mit Ausflügen ins Leben als berühmter erwachsener Künstler und die tragische Geschichte über den Tod seiner Mutter.

vier punkte

Hape Kerkeling schreibt über seine Kindheit, rund 300 Seiten Autobiografie – und gefallen hat es mir nicht ganz so gut wie sein erstes Buch, das über seine Wanderung den Jacobsweg entlang, "Ich bin dann mal weg". Jetzt ist er also wieder da und erzählt sein Kinderleben, natürlich mit Ausflügen ins Leben als berühmter erwachsener Künstler – mir hat am besten gefallen: das Foto auf dem Umschlag hinten, ein kleiner pummeliger blonder Junge in blauem Strickhöschen, mit weißem Hemd und Fliege. So haben ihne seine Omas geliebt, das glaub ich gern.
Es hat sich ja inzwischen rumgesprochen, dass Hape Kerkeling hier eine dramatische und tragische Geschichte erzählt über den Tod seiner Mutter.
Und ich muss sagen, das ist wirklich ein sehr, sehr trauriges Kapitel, für das Kind Hans-Peter sowieso, aber es ist auch die Tragödie einer jungen Frau, die vermutlich was anderes wollte
als sich in einem düsteren Haus um einen kleinen Laden, ein kleines Kind und die todkranke Mutter zu kümmern, der Mann nie zu Hause, ein Reisender, so nannte man das damals, sie allein und überfordert, wird dann krank, operiert, verliert Geruchs- und Geschmackssinn und die Lust am Leben. Sie nimmt Tabletten, und ihr Sohn, der nicht versteht, was passiert, liegt eine Nach lang neben seiner sterbenden Mutter  das ist eine Horrorgeschichte.
Er erzählt aber auch, wie ein Kind sowas verkraften kann:
Es war die Oma, die alles gerettet hat, also die andere Oma, bei der Hape dann aufwuchs, sie war lieb und fürsorglich und schon ganz früh überzeugt davon, dass der Hans Peter für immer Junggeselle bleiben würde. So hat man das damals ausgedrückt, wenn ein Mann sich nicht zu Frauen hingezogen fühlte. Ist ja lange her.
Was den Tonfall angeht, in dem er erzählt, da liegt Kerkeling gelegentlich doch ein wenig daneben.
Da, wo es richtig traurig und hart ist, da ist er sehr sachlich und ganz unpathetisch, aber wenn er dann zum Ende kommt, hat man schon das Gefühl, er ist nicht knapp 50, sondern ein sehr sehr alter Herr, der zurückblickt auf ein langes Leben voller Erfolge, die man alle nochmal erwähnen und loben muss. Die Kindheitsgeschichten aus dem Kohlenpott, die sind nett und unterhaltsam.

Monika Burghard

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